Skip to content

Frontend

Maibaum

Der Maibaum ist ein altes bayerisches Brauchtum. Ursprünglich ein Zeichen für Fruchtbarkeit ist er heute ein Symbol des Zusammenhalts im Ort und verdeutlicht, wie nicht die Asche bewahrt, sondern das Feuer der Tradition weitergegeben wird – bei uns in Unterhaching von einer Burschengeneration zur nächsten.

Gemäß der Tradition wird dieser alle vier Jahre von den Birker Burschen Unterhaching aufgestellt. Das nächste Mal ist es in Unterhaching am 1. Mai 2023 so weit.

Die Geschichte

1953 wurde beschlossen, den 1. Maibaum nach dem Krieg vor der Bäckerei Kiermaier aufzustellen. Bereits damals wurde das Wachlokal am Glonner Hof eingerichtet, das bis 2009 immer wieder in Anspruch genommen wurde. Dass am 1. Mai 1964 sogar das Fernsehen beim Aufstellen zugegen war, stellte für Unterhaching damals eine kleine Sensation dar. 1968 wurde wieder ein Maibaum aufgestellt, diesmal aber nicht wie ursprünglich vorgesehen am bisherigen Platz, sondern aus verkehrstechnischen Gründen vor dem Gasthaus Kammerloher. Dazu musste das neu betonierte Fundament ausgegraben und an seinen neuen Standplatz verlegt werden, wo es bis heute steht. Gemäß der Tradition wurde im Jahr 2005 ein neuer Maibaum aufgestellt, der aber zum Bedauern aller Unterhachinger aufgrund seines schlechten Zustandes schon im Frühjahr 2008 umgeschnitten werden musste. Nachdem übergangsweise der erste und somit höchste Maibaumstammtisch in ganz Bayern den Platz einnahm, musste dieser am 1. Mai 2009 dem neuen Maibaum weichen. Der darauffolgende Maibaum 2013 war schließlich der letzte, der im Wachlokal am Glonner Hof liegen durfte. In der alten Brennerei, wie wir sie liebevoll nannten, sollte auf Beschluss der Gemeinde ein Atelier entstehen und wir Burschen mussten umziehen. Eigentlich hätten wir ja vier Jahre Zeit haben sollen, um einen Ersatz zu finden. Doch wie das Schicksal manchmal spielt, kam alles anders: In einem Unwetter im Jahr 2015 schlug ein Blitz in unser schönes Stangerl ein und brach die Spitze ab. So geköpft konnte unser Prachtstück natürlich nicht bleiben, weshalb der nächste Maibaum ein Jahr nach vorne verlegt wurde. Als eben dieser Maibaum im Jahr 2016 immer näher rückte, wurde die Frage nach unserer Unterkunft zunehmend dringender. Die Gemeinde hatte leider keine Lösung parat, womit wir auf uns selbst gestellt waren. Schließlich gelang es uns, eine Holzhütte auf der Glonnerwiese, unserer Sonnwendwiese, aufzubauen, die als neues Wachlokal diente und das bis heute tut. Hier lag stolz der Maibaum 2016 und auch der im Jahr 2020 hätte es tun sollen,

2020 kam aber wieder einmal alles anders: Der Maibaum war bereits umgeschnitten, als klar wurde, dass sich ein neuartiges Virus über die Erde ausbreitete. Die Coronapandemie zwang uns am Ende dazu, den Maibaum zunächst auf das Jahr 2021 zu verschieben. Um die Lücke in unserem Maibaumgestell und in unseren Herzen zumindest ansatzweise zu füllen, bereitete eine kleine Handvoll Burschen mit viel Abstand, Masken und einigen Litern Desinfektionsmittel ein Vertretungsstangerl vor und stellte es in den frühesten Morgenstunden heimlich, still und leise und ohne die Öffentlichkeit zu informieren auf. Eigentlich sollte es nur für ein Jahr den Platz freihalten. Doch aufgrund der Situation Anfang 2022 entschieden wir uns erneut gegen einen Maibaum. Somit steht unser Überbrückungsstangerl auch jetzt noch vor dem Wirtshaus Kammerloher, wird aber im Jahr 2023 umgeschnitten werden und symbolisiert den Anbruch einer Zeit, in der die Tradition des Maibaums hoffentlich wieder aufleben kann. Am 01. Mai soll dann also der neue Maibaum kommen – diesmal ein großer, richtiger Maibaum, der in den sechs Wochen vorher standesgemäß bewacht wird.

Zuletzt wurde am 1. Mai 2016 ein neuer Maibaum aufgestellt. Viele Fotos davon sind in unserer Galerie zu finden.

Und so funktioniert\'s

Umschneiden des neuen Maibaums

Zum Jahreswechsel machen sich die Burschen und Altburschen auf den Weg in den zauberhaften Maibaumwald, um das auserwählte Exemplar zu fällen, bevor der Baum im Frühjahr wieder anfängt Wasser zu ziehen. Nachdem aber das Fällen bei einem Baum von über 30 Meter Länge nicht immer ohne Komplikationen von statten geht werden im Vorfeld gleich mehrere mögliche Exemplare ausgewählt, doch unsere erfahrenen Meister an der Kettensäge haben in den letzten Jahren immer auf Anhieb das schönste Exemplar beschädigungsfrei gefällt. Nach dem Fällen wird der Baum noch entastet, „gescheppst“, was bedeutet, dass er von seiner Rinde befreit wird, und bis Mitte März auf zurechtgeschnittenen Baumstämmen im Wald gelagert.

Umschneiden des alten Maibaums

Damit am 1. Mai der Maibaum in seiner neuen Heimat aufgestellt werden kann, muss der Alte erst einmal weichen. Und so geht es Anfang Februar dem alten Maibaum mittels Fichtenmoped und Drehleiter der Feuerwehr Meter für Meter an den Kragen, wobei die letzten 15 Meter für die traditionelle Fallwette auf den Parkplatz des Kammerloher stehen bleiben.

Reinholen des neuen Maibaums

Mitte März ist es dann so weit. Mittels Rückezug, Baumwagen, Bagger, Muskelkraft und der Unterstützung von Altburschen und vielen helfenden Händen macht sich der über 30 Meter lange und rund vier Tonne schwere Maibaum samt Polizeieskorte auf den Weg nach Unterhaching.

Nachdem diverse Hindernisse – vom Bahnübergang über Kreisverkehre bis hin zum Wegzoll anderer Burschenvereine – überwunden wurden, wird der Baum kurz vor der Ortsgrenze geschmückt, die Burschen sitzen auf und so beginnt mit Blasmusik vornweg ein schöner Zug durch die Gemeinde. Unter der Beobachtung vieler Unterhachinger, Gönner und Freunde des Vereins bahnt sich der Maibaum den Weg zu seiner Heimat für die nächsten sechs Wochen – der Wachhütte.

Herrichten des neuen Maibaums

An der Wachhütte wird der Baum nicht nur bewacht sondern auch für seinen großen Auftritt am 1. Mai vorbereitet… und es gibt einiges zu tun. Zu Beginn wird die restliche Rinde vom Baum entfernt (gescheppst), anschließend wird er gehobelt bevor dann mit Hilfe von Schleifmaschinen die letzten Unebenheiten beseitigt werden. Parallel wird der Fuß des Baumes (…wir sagen Arsch…) so zugeschnitten, dass er auch in unserer Schiene vor der Gaststätte Kammerloher Platz findet. Schließlich werden die Stopsel eingefräst, die beim Aufstellen Halt für die Scharstangen geben. Dann sollten 3 Wochen Zeit sein, damit der Baum noch weiter austrocknen kann bevor sich schließlich in der zweiten Aprilwoche unser Maler an sein Werk macht und die Altburschen die Schienen zur Befestigung der Zunftzeichen einpassen.

Maibaumwache

Doch neben den vielen Arbeiten am Baum muss dieser auch noch bewacht werden, damit er nicht von Burschenvereinen aus der Umgebung entwendet wird. Da wir in den letzten Jahren selbst den einen oder anderen Maibaumklau versucht haben, müssen wir auch besonders wachsam sein. Somit herrscht sechs Wochen lang Ausnahmezustand auf der Maibaumwache, wobei im Durchschnitt jeder Bursche drei bis vier Wachen von 18 Uhr abends bis zum nächsten Morgen abhält. Doch keine Angst, Langeweile kommt hierbei selten auf. Ob bei Partystimmung, Livemusik, verschiedenen Mottowachen, dem Kräftemessen am Nagelstock, der Altburschenwache, der legendären Madlwache oder einfach beim gemütlichen Beisammensitzen – hier ist immer was los und da es sich hungrig schließlich nicht besonders gut wacht, ist unsere kulinarische Abteilung immer für eine Überraschung gut.

Da aber die Abende doch meist recht feuchtfröhlich enden, wird von einer Anreise mit dem Auto abgeraten, doch auch der Fahrradabstellplatz sollte sorgfältig gewählt werden…

Tanzproben

Traditionell beenden wir am 1. Mai am Nachmittag das Aufstellen des Maibaums mit einigen traditionellen bayrischen Tänzen und auch das will gelernt sein. Somit steht uns im Vorfeld die ein oder andere schweißtreibende Tanzstunde bei unserem Tanzmeister bevor. Eins, zwei, drei, eins, zwei, drei, vor, seit, Schluss, rück, seit, Schluss…

1. Mai

Nach sechs Wochen voller Mottowachen und schöner Abende ist der Tag, auf den wir so lange hingefiebert haben, endlich da: Der 1. Mai! Punkt 9 Uhr ist der Maibaum in seiner Schiene vor dem Kammerloher und das Aufstellen per Muskelkraft und unseren Scharstangen beginnt. Große Konzentration und das Fachwissen einiger Altburschen sind hier notwendig, etwa zwei Stunden dauert das Spektakel und viele Besucher sind unsere Gäste. Als einer der letzten Vereine im weiten Umkreis stellen wir den Baum noch von Muskelkraft und händisch auf, einzig ein Bagger sichert ab. Ein Besuch am 1. Mai lohnt sich also.

Um 14 Uhr folgt der zweite Programmhöhepunkt: Der Tanz um den neuen Maibaum. Mit der Fahne ziehen die Burschen und Madln vom Weisehof zum Kammerloher, es folgen die Reden von Vorstand und Maikönig und das Aufziehen der Fahne unter den Klängen der Bayernhymne. Danach führen wir unsere Volkstänze auf und beschließen damit wieder für vier Jahre dieses schönste Kapitel unserer Vereinsgeschichte.